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Pizza, pasta and TikTok dance

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Pizza, pasta and TikTok dance

Aunt-Annie-Besuch | 11. Januar 2021

Wie man Schülerinnen und Schüler im Englischunterricht zum Sprechen bringt? Darüber weiss Sharon Kroska alias Aunt Annie Bescheid. Die Muttersprachlerin begeistert mit ihren Auftritten als Sprachtrainerin in Schweizer ­Schulen – so auch eine Klasse, die im Oktober Tantenbesuch erhielt. Sie hatte ihn beim Wettbewerb von Klett und Balmer gewonnen.

Die Englischlektion der Klasse 4 d in der Primarschule Rotkreuz startet Lehrerin Andrea Inäbnit an diesem sonnigen Oktobertag wie immer: Sie lässt ein Lied erklingen – diesmal Allison Clarks «The Alphabet» –, und die Kinder singen unaufgefordert, routiniert und vor allem aus voller Kehle mit.

Nach diesem Ritual könnte es nun weitergehen wie üblich. Doch heute ist ein besonderer Tag. «You don’t need books», informiert die Lehrerin. «We’ve got a visitor.» Die ersten Kinder ahnen bereits, was dies bedeutet, und zappeln ungeduldig mit den Beinen. Als die Tür aufgeht und eine gut gelaunte Frau das Schulzimmer betritt, ist allen klar: Aunt Annie ist da. Die Klasse, die mit «Young World» von Klett und Balmer arbeitet, hatte an einem Wettbewerb des Verlags teilgenommen und prompt drei Besuche der englischen Tante gewonnen.

«Your English is brilliant!»

Andrea Inäbnit nimmt in der hintersten Reihe des Schulzimmers Platz und verfolgt den Unterricht als Zuhörerin. Aunt Annie und die Kinder sind schnell in munterem Kontakt, die Konversation läuft wie am Schnürchen. Los geht es mit einer heiteren Vorstellungsrunde. «What’s your name?», «Where were you born?», «How old are you? And who are you sitting next to?», fragt Annie. Die Klasse zieht mit. «I am eleven years old», «My parents are from Kosovo», «I was born in Germany», teilen die Kinder mit.



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Was immer Aunt Annie von den Kindern wissen will, die Arme und Hände fliegen im Dutzend in die Höhe; alle möchten etwas erzählen. «I have a cat and a sister», berichtet Bruno und sorgt mit dem Erwähnen von Haustier und Schwester in einem Atemzug für einen kurzen Lacher. Als später Hobbys wie «drums», «classic guitar», «electric guitar», «soccer» und «athletics» das Thema sind, ist Aunt Annie schlichtweg baff. «Your English is brilliant!» Sie möchte jetzt noch wissen, ob es in der Klasse «any dancers» hat. «Breakdancing maybe or hip-hop …», hakt sie nach. «TikTok dance!», ruft Jusra, und wieder müssen alle lachen.

Sie spricht leider kein Deutsch

Was für eine Dynamik im Schulzimmer herrscht, wie locker und unterhaltsam der Austausch ist, wie vertraut der Umgang – gerade so, als wären die gebürtige Amerikanerin und die 19-köpfige Klasse schon seit Jahren «best friends». Sie selbst, liess Aunt Annie am Anfang der Lektion wissen, spreche leider kein Deutsch und verstehe nur Englisch. Die Botschaft an die Kinder ist klar: Die Verständigung mit Annie findet konsequent in deren Muttersprache statt; selbstverständlich nicht fehlerfrei – die Klasse geniesst erst seit 14 Monaten Englischunterricht –, aber garantiert mit viel Spass und Eifer, ganz egal, ob sich die Gruppe über Farben, Früchte, Gemüse oder sonstige feine Esswaren unterhält, deren Namen sie schon kennt. «Food beginning with a p?», fragt Annie. «Pizza, pasta», kommt es wie aus der Pistole geschossen, und die Menükarte wird nach einer Weile mit dem gar nicht so geläufigen «pineapple» ergänzt. Well done!

Mit Kreativität zum Ziel

Aunt Annie blickt auf die Uhr. «Oh my gosh!», ruft sie. Jetzt muss sie aber schleunigst mit dem Ratespiel starten, sonst geht das mit der Zeit nicht auf. Annie schreibt verschiedene Begriffe an die Tafel, welche die Kinder einzeln im Turnus mittels möglichst präziser Beschreibungen ihrer Gspänli herausfinden müssen. Kein leichtes Unterfangen – aber die Klasse ist immer noch voll motiviert und ringt intensiv nach Worten und Möglichkeiten, um dem jeweiligen Ratefuchs mit dem zur Verfügung stehenden Vokabular zur Lösung zu verhelfen. Da ist Kreativität gefragt.

Dann ist die Zeit um. Aunt Annie muss die Konversation mit der redelustigen Runde beenden, aber nicht ohne noch einmal ein dickes Lob auszusprechen. So schnell werden die Schülerinnen und Schüler dieses aussergewöhnliche Spracherlebnis nicht vergessen. Sie wissen nun und dürfen stolz darauf sein, dass sie sich mit einer richtigen «English native speaker» unterhalten können und von dieser auch verstanden werden. Englischlehrerin ­Andrea Inäbnit ist nach der 45-minütigen ­«special lesson» ebenfalls glücklich. Der zweite und der dritte Aunt-Annie-­Besuch werden bald gebucht, so viel steht fest. «I’m look­ing forward to seeing you again», versichert Annie, packt ihre Tasche und macht sich auf den Weg. Die empathische Pädagogin ist fast zur Tür hinaus, als ihr ein Kind freundlich hinterherruft: «Have a nice day!»

auntannie.ch