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Informatikunterricht: «Die Nachfrage ist enorm»

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Kinder geben am Tablet ein Programm ein (links) und programmieren einen Blue-Bot (oben).

Informatikunterricht: «Die Nachfrage ist enorm»

Einfach Informatik | 2. Mai 2022

Vor einigen Jahren wurde das Projekt xLogo ins Leben gerufen: Dozierende und Studierende mehrerer Hochschulen besuchen Klassen und bringen den Schülerinnen und Schülern die informatische Denkweise näher. Mit Unterrichtsmaterialien, die aus unserem Lehrwerk «Einfach Informatik» stammen.

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Urs Wildeisen, Projektleiter

An einem Pult werden Kartentricks geübt. Im Gang knien zwei Mädchen am Boden und machen «Käferballett» mit zwei Blue-Bots, die sie selbst programmiert haben. Eine weitere Gruppe Kinder gibt auf dem Tablet in der Lernumgebung xLogo Befehle ein. Die Schülerinnen und Schüler einer Primarklasse in Bern erhalten gerade eine Einführung in die Grundlagen des Programmierens und in die informatische Denkweise. Der Lehrplan verlangt, dass bereits Kinder ab der 1. Klasse Informatikunterricht erhalten. Doch viele Lehrpersonen haben kaum Erfahrung mit Informatik und fühlen sich unsicher. Wie lässt sich das lösen? Die PH Bern, das Ausbildungs- und Beratungszentrum für Informatikunterricht (ABZ) der ETH Zürich, die PH Graubünden, die PH Vaud sowie die Universität Basel und neu die Università della Svizzera Italiana und die Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana führen dafür Projekte mit xLogo durch. Ziel ist, Schülerinnen und Schülern der 1. bis 6. Klasse die Grundzüge des Programmierens kindgerecht zu vermitteln. Dafür werden die Programmiersprache Logo, die kostenlose Programmierumgebung xLogo sowie unsere Lehrwerksreihe «Einfach Informatik» verwendet. Vermittelt werden die stufengerechten Inhalte von Studierenden der beteiligten Bildungseinrichtungen, welche die Klassen vor Ort besuchen. Gleichzeitig werden mit jedem Projekt auch die Lehrpersonen ausgebildet und befähigt, später eigenständigen Informatikunterricht an der Primarschule durchzuführen. Die Studierenden haben selbst eine Ausbildung in xLogo absolviert und bringen das Projekt in die Schulen – kostenlos. «An der PH Bern erhalten alle 300 Studierenden am Institut für Primarstufe im ersten Jahr eine Grundausbildung in xLogo. Sie lernen die Lernumgebung kennen, ebenso das Lehrwerk ‹Einfach Informatik›», erläutert Projektleiter Urs Wildeisen von der PH Bern. Jeweils zwei Personen gehen dann viermal für eine Doppellektion in die Klassen.

Schülerinnen und Schüler sollen kreative neue Lösungsmethoden entwickeln und nicht einfach ­auswendig gelerntes Wissen anwenden.
Urs Wildeisen, Projektleiter

Projekt als Win-win-win-Situation

144 Klassen, 2650 Schülerinnen und Schüler und 150 Lehrpersonen kamen allein im Kanton Bern zwischen Oktober 2020 und September 2021 in den Genuss eines xLogo-Projekts, das die PH Bern organisiert und durchgeführt hat. «Wichtig ist: Die Lehrerinnen und Lehrer kommen auf die PH Bern zu. Pro Semester können etwa 50 Klassen à 20 Schüler aus dem Kanton Bern mitmachen. Die Nachfrage ist enorm – wir haben jeweils fast zu viele Anfragen», sagt Urs Wildeisen. Er glaubt, dass das Angebot so beliebt ist, weil es vielen Lehrpersonen an Mut und Fachwissen für das Thema Informatik fehlt. «Nach dem Projekt merken sie, dass Informatik gar keine so grosse Sache ist», erzählt Urs Wildeisen schmunzelnd. Er sieht das Projekt daher als Win-win-win-Situation: Die Kinder bekommen guten, anschaulichen Informatikunterricht. Die Lehrpersonen erhalten die Chance, sich fachlich und didaktisch weiterzubilden, und es wird ihnen die Angst vor der Informatik genommen. Zudem werden einige Inhalte, die der Lehrplan in Informatik verlangt, so bereits abgedeckt. Die Studierenden der PH Bern wiederum können ihr pädagogisch-didaktisches Know-how testen und werden erst noch dafür bezahlt.

Spielerischer Informatikunterricht

Wie sieht denn nun so eine Doppelstunde aus? «Wir arbeiten viel analog, also ohne Computer», sagt Urs Wildeisen. Denn um den Kindern die informatische Denkweise näherzubringen, braucht es nicht zwingend einen PC. Zum Einsatz kommen auch Blue-Bots oder Bee-Bots, mit denen die Kinder beispielsweise mithilfe von Alphabet-­Matten die Buchstaben ihres Namens ansteuern können. Bereits auf den unteren Stufen kann Informatik auf spielerische Art und Weise, mit und ohne Computer, unterrichtet werden. «Uns ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler nicht einfach Konsumenten, sondern Produzenten sind und aktiv an unserer informatischen und medialen Gesellschaft teilnehmen. Sie sollen kreative neue Lösungsmethoden entwickeln und nicht einfach auswendig gelerntes Wissen anwenden», betont Wildeisen.

Video auf youtube

Auf dem Youtube-Kanal des Klett und Balmer Verlags zeigt ein Video, wie das xLogo-Projekt funktioniert. Schauen Sie rein!

Umfangreiche Aufgabensammlung

Warum wird ausgerechnet die Programmiersprache Logo verwendet? Dazu sagt Urs Wildeisen: «Logo ist eine der verbreitetsten Programmiersprachen an Schweizer Primarschulen, sie ist browserbasiert und kostenlos. Die Sprache selbst ist gut 50 Jahre alt, doch überhaupt nicht veraltet. Sie hat eine altersgerechte Syntax, ermöglicht die Einführung von Schleifen und unterstützt den modularen Entwurf von Programmen. Sie ist bestens geeignet, um Kindern das Programmieren beizubringen.» Schon die Kleinsten können damit auf einfache und spielerische Art und Weise mit der blockbasierten Programmierumgebung und einer kleinen Auswahl an Befehlen Programmieren lernen. Ab etwa der 5. Klasse verwenden die Kinder die textbasierte Umgebung mit einer grösseren Auswahl an Befehlen. In der Programmierumgebung ist eine umfangreiche Aufgabensammlung vorhanden, und das Lehrmittel «Einfach Informatik» gibt ebenfalls verschiedene Aufgaben vor.

einfachinformatik.ch

xLogo online: https://xlogo.inf.ethz.ch/release/latest