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Brücken bauen für die Informatik

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Brücken bauen für die Informatik

Einfach Informatik | 11. Januar 2021

2. Klasse und Informatik – das will auf den ersten Blick nicht so recht zusammenpassen. Ebenso wenig wie Kinder, die den Mittwochnachmittag freiwillig in der Schule verbringen. Doch unser Besuch in Cham im Sommer 2020 zeigte genau dieses Bild.

Einfach Informatik

Die spiralcurricular aufgebaute Lehrwerksreihe «Einfach Informatik» reicht demnächst vom Kindergarten bis zur Sekundarschule: Der noch fehlende Band für die 3./4. Klasse ist in Entwicklung. Der Band für die 5./6. Klasse hat im Herbst den World­didac Award 2020 ­erhalten.

«Einfach Informatik» für den Zyklus 1, das in Cham eingesetzt wurde, umfasst zwei ­Handbücher für die Lehrperson und Spiel­karten. Die passenden Lehr- und Programmier­umgebungen finden Sie kostenlos unter klett-online.ch. Im Februar sind Lehrwerks­präsentationen geplant – mehr dazu unter «Veranstaltungen».

klett.ch/veranstaltungen

Einer der heissesten Tage des Jahres 2020 fällt auf einen Mittwoch. Wie gut, dass der Nachmittag schulfrei ist. Denn wo ist es bei diesen Temperaturen schöner als in der Badi? Dementsprechend verlassen ist das Schulhaus Kirchbühl in Cham. Mit Ausnahme eines Schulzimmers. Hier wird fleissig gearbeitet. Die 2. Klasse von Gülsah Toprak nimmt an einem Schulprojekt des Ausbildungs- und Beratungszentrums für Informatikunterricht ABZ der ETH teil. Ein Projekt, das die Zweitklässlerinnen und Zweitklässler mit Rätseln und Spielen aus der Lehrwerksreihe «Einfach Informatik» an die Informatik heranführen soll.

Als Juraj Hromkovič das Schulzimmer betritt, sitzen die Kinder an ihren Computern und lösen selbstständig Programmieraufgaben. Die Konzentration ist trotz der Temperaturen so hoch, dass seine Ankunft fast unbemerkt bleibt. Dann jedoch realisiert die Klasse, wer da ist. Die Augen beginnen zu leuchten und ein fröhliches «Jeeeh» ist zu hören. Die Kinder erkennen den Informatikprofessor sofort wieder, mit dem sie schon einmal Rätsel und Knobelaufgaben gelöst haben. Was er wohl heute mitgebracht hat?

Informatisches Verständnis ohne Computer und Tablet

Informatik kann auch «unplugged» vermittelt werden. Deshalb findet der zweite Teil des Unterrichts ohne Computer und Tablet statt. Die Klasse sitzt im Kreis und hört gespannt zu, wie Juraj Hromkovič ein neues Rätsel vorstellt: ein Baum-Sudoku. Verschiedene Bäume müssen so platziert werden, dass aus einer bestimmten Perspektive jeweils nur eine gewisse Anzahl Bäume zu sehen ist. Kaum ist die Aufgabe erklärt, schnellen auch schon Hände in die Höhe. Alle möchten etwas zur Lösung beitragen. Als die Kinder ihre Überlegungen jeweils Schritt für Schritt erklären, wird deutlich, wie schnell sie Muster erkennen und daraus logische Schlüsse ziehen können.

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Dass die Schülerinnen und Schüler problemlos Aufgaben lösen, die eigentlich erst für die 4. Klasse vorgesehen sind, überrascht Juraj Hromkovič nicht: «Der richtige Ansatz hilft den Kindern, über sich hinauszuwachsen und Herausforderungen zu meistern.» Sein Lehrwerk «Einfach Informatik» setzt auf einen spielerischen Einstieg in die Informatik. Ein Ansatz, der das Verständnis informatischer Konzepte erleichtert und gleichzeitig Kompetenzen in der Mathematik und Sprache fördert.

Spielerischer Einstieg auch für Lehrpersonen

«Für viele Lehrpersonen ist Informatik ein neues Gebiet. Fehlt einem selbst die Kompetenz, ist man automatisch etwas zurückhaltender, wenn es um die Integration von Informatik in den Unterricht geht», sagt Gülsah Toprak. Sie sei überrascht, welche Fähigkeiten dieses Projekt hervorgebracht hat. «Das Lösen der Rätsel hat der Klasse besonders gut gefallen. Wahrscheinlich deshalb, weil es etwas komplett anderes ist.» Eine Einschätzung, die auch die Schülerinnen und Schüler teilen. «Die Aufgaben machen Spass. Obwohl man überlegen muss, ist eigentlich alles ganz einfach», sagt Megan.

Bei der letzten Übung geht es um das Bauen von Brücken. Durch diese sollen Inseln verbunden werden. Auch hier ist die Lösung blitzschnell gefunden. Die Kinder verstehen, dass jede einzelne Brücke eine Aufgabe hat. Und sie verstehen vor allem, was passiert, wenn eine Brücke fehlt. Eine Übung, die symbolisch zum Thema passt. Denn durch die frühe Integration von Informatik lassen sich einige Brücken bauen: eine, die den Lehrpersonen die Vermittlung von informatischem Denken vereinfacht, eine, die den Kindern das Verständnis von Zusammenhängen erleichtert, und nicht zuletzt eine, die einen wichtigen Grundstein für spätere Informatik legt.