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Klassensprecher ­soziokratisch wählen

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Bei der soziokratischen Klassensprecherwahl suchen alle gemeinsam die beste Lösung. (Bild: iStockphoto)

Klassensprecher ­soziokratisch wählen

new@school | 29. August 2019

Soziokratie lässt sich am einfachsten mit ­«gemeinsam regieren» übersetzen. Bei der soziokratischen Klassensprecherwahl entscheidet nicht die Mehrheit, sondern die ganze Klasse, wer zum Klassensprecherteam gehört. Eine Anleitung.

Rollenbeschreibung

Rollenbeschreibung definieren: Die Klasse definiert gemeinsam, ­welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten das Klassensprecherteam hat und welche Fähigkeiten es dazu braucht. Schreiben Sie die ent­stehende Rollenbeschreibung an der Tafel mit.

Rollenbeschreibung konsentieren: Hat niemand mehr eine Ergänzung, fragen Sie alle Schülerinnen und Schüler, ob sie ihre Zustimmung ­geben: «Ist diese Beschreibung für den ­Moment gut genug?» Die Beschreibung ist konsentiert, wenn niemand mehr einen Einwand hat. Geben auch Sie als Lehrperson Ihren Konsent.

Kandidaten nominieren

Wahlzettel ausfüllen: Auf einem Wahlzettel notieren nun alle den ­eigenen Namen und den Namen einer Kandidatin oder eines Kandi­daten für das Klassensprecherteam: «Ich, Tobias, nominiere Lea.»

Mögliche Kandidaten: In der offenen Wahl sind von Anfang an alle Schülerinnen und Schüler wählbar. Es geht darum, die am besten geeignete ­Person für die eben definierte Rolle als Klassensprecher zu finden. Hält man sich selbst für am geeignetsten, nominiert man sich selbst.

Meinungen austauschen

Erste Meinungsrunde: Fragen Sie nun alle Schülerinnen und Schüler nacheinander, wen sie nominieren und was ihre Argumente dafür sind. Die Argumente sollen sich auf die Rollenbeschreibung beziehen. Tipp: Machen Sie dazu einen Stuhlkreis, so weiss jeder, wann er drankommt. Bitten Sie die Schülerinnen und Schüler, den Nominierten direkt zu sagen, warum sie sie wählen.

Argumente notieren: Notieren Sie auf der Tafel die Namen der nominierten Personen und die Argumente. Tipp: Wenn eine Person mehrfach ­nominiert wird, ergänzen Sie nur neue Argumente. Vermeiden Sie es, pro Namens­nennung einen Strich zu machen – das wäre Mehrheitsbestimmung.

Zweite Meinungsrunde: In der Soziokratie geht es darum, voneinander zu lernen und gemeinsam die beste Entscheidung zu treffen. In der ­zweiten Meinungsrunde fragen Sie die Schülerinnen und Schüler nach­einander, ob sich ihre Nominierung aufgrund des Gehörten geändert hat. Tipp: Streichen Sie keine Namen durch, sondern ergänzen Sie nur die neuen Argumente.

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Lisa Praeg (*1991) studierte an der Tech­nischen Hochschule Deggendorf Inter­nationales Management. Vor drei Jahren hat sie sich mit ihrem Büro für Kollabo­rationskultur selbstständig gemacht. Sie berät und begleitet Menschen sowie Organisationen dabei, eine Kultur der gelebten Zusammenarbeit aufzubauen und zu etablieren. Dafür entwickelte sie unter ­anderem die Broschüre «Wir wählen! ­Anleitung für eine sozio­kratische Klassensprecher*innen-Wahl».

Konsent finden

Wahlvorschlag formulieren: Fragen Sie nun, ob jemand einen ­Vorschlag für das Klassensprecherteam anhand der genannten Argumente formu­lieren kann. Hilfreich ist dabei, nochmals einen Blick auf die Rollen­beschreibung zu werfen. Der Wahl­vorschlag wird für alle sichtbar aufgeschrieben. Tipp: Durch die offene Wahl kann sich herausstellen, dass zum Beispiel drei Schülerinnen und ein Schüler sehr geeignet für das Klassensprecherteam wären. Finden Sie dafür ­gemeinsam eine kreative Lösung.

Konsent erfragen: Fragen Sie nun alle Schülerinnen und Schüler der Reihe nach, ob sie ihren Konsent zum Vorschlag geben. Tipp: Für eine schnelle Abfrage bitten Sie um Handzeichen: Hand aufs Herz = Konsent. Eine Hand nach vorne = Konsent, aber ein leichter ­Einwand. Zwei Hände nach vorne = schwerer Einwand, kein Konsent.

Einwände hören: Einwände sind ein Geschenk, denn sie machen die Entscheidung besser. Gibt es ­Einwände, werden diese gehört, und es wird gefragt, wie der Vorschlag ­angepasst werden soll.

Wahl abschliessen

Konsent abgeben: Der neue Vorschlag wird aufgeschrieben und noch einmal zum Konsent gestellt. Die Nominierten werden als Letzte gefragt. Sie sollen den Rückhalt der ganzen Klasse spüren. Geben alle Schülerinnen und Schüler ihre Zustimmung, werden nun die Nominierten um ihren Konsent gefragt. Wenn auch sie keine Einwände haben, ist die Wahl gültig und das neue Klassensprecherteam ist gefunden.

Wahl beendet: Geschafft! Finden Sie ein Ritual, um die offene Wahl und das Klassensprecherteam zu feiern.