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Streit schlichten auf dem ­Pausenplatz

Prügeleien, Mobbing, Beschimpfungen: An Schulen kommt es immer wieder zu unschönen Szenen. ­Sogenannte Peace­maker werden spezifisch ausgebildet, um Konflikte zu lösen und Frieden zu stiften. Wie das «Peace­maker»-Projekt abläuft, erklärt Andi Geu vom NCBI Schweiz.

Auf dem Pausenplatz schubsen sich zwei Schüler gegenseitig wegen eines Fouls beim Fussball. Zwei Mädchen beschimpfen einander wegen bösartiger Gerüchte. Einige Buben spielen mit dem Hut eines jüngeren Mädchens, das verzweifelt hin und her rennt. In solchen Situationen können gleichaltrige Peace­maker – Friedensstifter auf dem Pausenplatz – eingreifen: «Was ist los? Können wir euch helfen?» An der Oberstufe gehen die Peace­maker noch weiter: Neben dem Streitschlichten behandeln sie gruppendynamische Konflikte wie Ausgrenzung, Gerüchte oder verfeindete Gruppierungen, die ihre Auseinandersetzungen auf dem Heimweg oder in der Freizeit austragen.

Das Projekt «Peace­maker» von NCBI Schweiz gibt es seit rund 20 Jahren. Es wurde bereits an weit über 100 Schulen eingeführt und von der Berner Fachhochschule erfolgreich evaluiert.

«Peace­maker» eignet sich als Präventionsprojekt für Schulen mit engagierten Teams von Lehrkräften, denen eine partizipative Schulhauskultur mit konstruktiver Konfliktlösung wichtig ist. Manche Schulen entscheiden sich erst für das Projekt, nachdem schwierige Situationen aufgetreten sind. Die meisten aber wissen, dass in fast jeder Schule die alltägliche «normale» seelische und körperliche Gewalt das Lernklima für viele Schüler und Schülerinnen verderben kann.

Was ist ein Peace­maker?

Ein Peace­maker ist eine Schülerin oder ein Schüler, die oder der von der Klasse gewählt wurde, um Konflikte zu schlichten. Die Peace­maker ersetzen die Pausenaufsicht nicht – diese liegt immer noch in der Verantwortung der Lehrkräfte. Die Peace­maker unterstützen die Streitenden dabei, in schwierigen Situationen eine Lösung zu finden, die für beide Seiten stimmt.

Als Peace­maker eignen sich Schüler und Schülerinnen, die gut zuhören können, fair und mutig sind. Meist werden Schülerinnen und Schüler als Peace­maker gewählt, die bereits über gute soziale Kompetenzen verfügen. Für sie ist es einfacher, die Prinzipien effektiv anzuwenden. Die von ihnen eingesetzten Konfliktlösungsstrategien werden von den anderen Schülerinnen und Schülern aufgenommen und verbreiten sich so.

Der Ablauf eines «Peace­maker»-­Projektes

Umfrage

Ein «Peace­maker»-Projekt beginnt mit einer schriftlichen Umfrage unter den Lehrpersonen und den Kindern. Zusammen mit einer Arbeitsgruppe von Lehrpersonen analysiert NCBI die spezifischen Gewaltmuster dieser Schule, um Schwerpunkte für die Präventionsbemühungen zu setzen.

Fortbildung der Lehrkräfte

In einer Fortbildung für alle Lehrkräfte – zusammen mit der Schulsozialarbeit und dem Tagesschul- und Hauswartteam – zu den Themen Konfliktlösung und Friedenserziehung wird eine Projektwoche zur Lancierung des Projekts geplant.

Die Friedenswoche

Im Rahmen dieser Projektwoche werden Ateliers, die den friedlichen Umgang miteinander fördern, von den Lehrkräften (manchmal in Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit oder anderen Stellen) angeboten. Typische Themen sind «Konfliktlösung», «Buben und Mädchen», «Fair spielen», «Umgang mit starken Gefühlen» oder «Opfer und Aussenseiter». Diese Projektwoche hat einerseits zum Ziel, dass sich alle Schülerinnen und Schüler mit den Themen auseinandersetzen. Durch stufen- und klassenübergreifende Ateliers wird auch die Anonymität auf dem Schulgelände abgebaut, was in grösseren Schulen spürbar die Gewalt auf dem Pausenplatz und dem Schulweg reduziert.

Ausbildung und Begleitung der Peace­maker

Im Rahmen dieser Projektwoche findet auch die Ausbildung der Peace­maker statt. Diese ist auf drei Schwerpunkte fokussiert: Zum Ersten beschäftigen sich die angehenden Peace­maker mit der Dynamik der Eskalation von Gewalt sowie den Rollen von Zeugen, Täterinnen und Opfern. Weiter erfolgt eine Auseinandersetzung mit den Ursachen der häufigsten Arten von Gewalt, die an der betreffenden Schule auftreten, damit die Peace­maker die Motive der Beteiligten besser verstehen lernen. Und ausserdem wird anhand von praktischen Beispielen geübt, wie im Streitfall eingegriffen werden kann.

Nach der Ausbildung treffen sich die Peace­maker monatlich, um Situationen zu besprechen und wichtige Themen zu vertiefen.

In der Regel gefällt die neue Aufgabe den Schülerinnen und Schülern, die sich schon viele Gedanken über den Umgang mit­einander an der Schule gemacht haben. Besonders die jüngeren Schülerinnen und Schüler sind dankbar, wenn die Pausen friedlicher verlaufen. Für eine Schule bedeutet das, dass die Gewaltprävention mit einem kleinen Aufwand weiter getragen und insti­tutionalisiert werden kann. Nach drei Jahren erinnert sich in der Regel niemand mehr daran, dass es früher keine Peace­maker gab. Das Projekt wird Teil der Schulhauskultur – wie der Sporttag oder das Klassenlager.

Zum Autor

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Andi Geu

Andi Geu ist Co-Geschäftsleiter von NCBI Schweiz. Er ist seit 1999 für NCBI tätig, seit 2009 in der Geschäftsleitung. NCBI steht für National Coalition Building Institute und kann mit «Brückenbauer-­Institut» übersetzt werden. Andi Geu ­entwickelt und begleitet Projekte in den Bereichen Vorurteile abbauen, Integration, Gewaltprävention und Gender und leitet Kurse für Kinder, Jugendliche und ­Erwachsene zu diesen Themen. Ausserdem ist er Vorstandsmitglied im Dachverband ­«offene Arbeit mit Kindern» der Stadt Bern, bei Fanarbeit Schweiz und beim Grünen Bündnis Bern.

NCBI Schweiz ist ein konfessionell und partei­politisch neutraler Verein. NCBI setzt sich ein für den Abbau von Vorurteilen, von Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art sowie für Gewaltprävention und kon­struktive Konfliktlösung.

ncbi.ch


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